Jeder Waldbesuch ist für mich ein bewusstes Hinwenden zum Natürlichen, Gegebenen, ein Entdecken sichtbarer und verborgener Schätze. Dort fühle ich Zugehörigkeit und tiefe Verbundenheit zu einer höheren, mit meinem Verstand nicht wirklich greifbaren, Ordnung. In der Natur ergibt alles einen Sinn. Alles kann und darf sein, ist bewertungsfrei. Hier erfahre ich Reinigung und Heilung, ohne etwas Besonderes dafür tun zu müssen. Ich laufe gern lange Strecken durch die Wälder, aber die gleiche Erfahrung mache ich auch, wenn ich einfach nur da sitze, die Augen schließe und lausche. So entstand die Idee zu meinem Waldgoldatelier.
Geballte Kraft der Natur
Im Wald bin ich Teil der geballten Kraft und dem Gleichgewicht von (Über)Leben, voll von Geschick, Schönheit, Anmut und (Lebens)Kraft, aber auch von List, Verwesen, Sterben und (Ver)Gehen, Über- und Unterlegenheit. Doch nichts kommt oder geht ohne Sinn. Immer ist es ein Platzmachen für etwas Neues, worin das Alte integriert wird. Ob es nun im Herbst die Blätter sind, die zu Boden fallen und damit zu wichtigem Humus für die Samen werden, die im Frühjahr ihre Schalen platzen lassen oder die Waldmaus, die ihr Leben lassen muss, damit die Fuchsmutter ihre Jungen mit für ihren Wachstum und Entwicklung wichtigen Nährstoffen versorgen kann. In der Natur ist alles Eins. Alles ist miteinander verbunden.
Meine Arbeit im Waldgoldatelier
In meinem Gestalten werde ich bewegt von der Faszination des Darunterliegenden, meist Verborgenen, nicht Offensichtlichen. Doch zunächst ist es das Oberflächliche, das meine Aufmerksamkeit auf sich zieht oder sie eben darüber hinweg gleiten lässt. Bei der Bearbeitung in meinem Waldgoldatelier trage ich Schichten ab, lege manch Wundersames frei, finde Stabilität, Haltbarkeit und Kontinuität, stoße aber auch auf Fäulnis und Verfall. Ich entdecke Spuren von Kleinstlebewesen, die sich ihr Stück für ihre Entwicklung genommen haben oder sich ganz und gar einnisten, um sich gleich an Ort und Stelle zu vermehren und ihre Brut großziehen. Auch das Grobe und Raue soll in meinem Verständnis seinen Ausdruck behalten.
Ich verwende bevorzugt Blattgold, da Gold eine Analogie zu Kostbarkeit und Wertigkeit darstellt. Außerdem ist es ein natürliches, in die, vormals weichen, Erdtiefen gesunkenes Element. Es wird von den Menschen hoch geschätzt und gewinnt leicht die Aufmerksamkeit. Ich lege es auch auf Stellen am Holz, die kaum noch Substanz aufweisen und erreiche damit einen neuen Ausdruck und auch Stabilität.
Die Verwendung von natürlichem Lein- oder Olivenöl runden meine Kunstwerke ab, verleihen ihnen Glanz und Ausdruck und machen sie haltbar.
Nicola Fricke