Waldgold-Poesie

Gebet

Große Erdenmutter,
du beschenkst mich reich und nährst mich gut.
Demütig verneige ich mich vor dir.
Habe ich dir doch nichts zu geben,
außer meiner wahrhaften Liebe und tiefen Dankbarkeit.
Doch gräme ich mich nicht
oder fühle ich mich gar schuldig,
weiß ich doch, dass du gütig und überfließend bist,
deine Gaben großzügig teilst.
Vergib den Gierigen,
den Unachtsamen,
den ewig Hungrigen
die selbst dann noch von dir nehmen
wo du nichts mehr zu geben hast.
Ihre Herzen sind im Krieg
mit sich selbst.
Verzeih auch den Kontrollsüchtigen,
die aus tiefster Angst
der Illusion erlegen sind
dich bezähmen und lenken
zu können.
Sie wollen bloß beschützen
was sie glauben zu brauchen
und ohne das sie befürchten
nicht leben zu können.
Ich weiß, es ist an den Frauen,
mehr denn je,
endlich wieder ihren wahren Platz einzunehmen
als Erdenhüterinnen Einhalt zu gebieten und aufzustehen,
mit einem klar gesprochenem
„Genug ist genug!“

Und es ist auch an den Männern,
mehr denn je,
endlich wieder ihren wahren Platz einzunehmen,
den Erdenhüterinnen Unterstützer
und Beschützer zu sein
damit sie ihr Werk verrichten mögen.
Erst dann, wirst auch du wieder aufatmen, gesunden
und uns mit deiner Fülle, wahrlich überfließend,
beschenken können, ich weiß.
Große, gütige Erdenmutter,
du beschenkst mich reich und nährst mich gut.
Demütig verneige ich mich vor dir.
Habe ich dir doch nichts zu geben,
außer meiner wahrhaften Liebe
und tiefen Dankbarkeit.
Ahey!

©Nicola Fricke

Je nachdem, von wo der Wind kommt,
tobt der Sturm doch nur in meiner Krone.
Ich bleibe fest verwurzelt,
tief in Mutters Erde, ihrem Schoß,
darauf vertrauend, Halt zu finden.
Je nachdem, von wo der Wind kommt,
tobt der Sturm doch nur in meiner Krone.
Ich vertraue darauf, dass er meine Samen fortträgt,
sie ihren Platz finden und aufgehen werden.
Je nachdem, von wo der Wind kommt,
tobt der Sturm doch nur in meiner Krone.
Während ich dort oben
hin- und hergeworfen werde,
bleibe ich offen und durchlässig,
nehme auf und gebe ab, was durch mich fließen soll.
Je nachdem, von wo der Wind kommt,
tobt der Sturm doch nur in meiner Krone.
Dem Leben vertrauend, auch wenn ich falle.
©Nicola Fricke

Schneewehe
Heute habe ich es so satt
allein und stark zu sein
immer wieder den Schnee
von meiner Liebe zu räumen
im Angesicht der nächsten,
unerbittlichen Schneewehe
dem Wissen,
dass du das Herz und Heim
einer anderen beschützt,
in ihrem Nest lebst.
Dass du nur herkommst,
wenn sie weg ist
und es nicht bemerkt,
wie du hier heimlich
deine Sehnsucht bei mir stillst,
von der sie keine Ahnung hat.
©Nicola Fricke


Weißt du Frau,
dein Heiligsein kotzt mich an!
Dein immer lieb und verständnisvoll sein,
dein dich zurücknehmen – als edle Geste getarnt,
dein immer hilfsbereit und da sein –
es kotzt mich an!
Du bist konturlos,
ohne Biss,
ein Nichts
und gleichzeitig so übermächtig
mit dieser Präsenz, die nichts sagt
 und alles zulässt
Doch du kannst mich nicht mehr täuschen,
mit dieser Masche,
die die anderen immer als die Schuldigen zurücklässt….
Wie kann es auch anders sein? DU hast ja nichts gemacht!
DU machst einfach nichts.
Weißt du Frau,
dein (Schein)heilig sein, kotzt mich an!
Dein immer lieb und verständnisvoll sein,
dein dich zurücknehmen
dein immer hilfsbereit und da sein –
kotzen mich an!

©Nicola Fricke

Mondfrau

Der Vollmond
scheint hell,
leuchtet.
Dieses Strahlen
enthält keine Wärme.
Es ist kühl,
taucht in fahles Licht,
was lieber verborgen blieb.
Und zeichnet groteske Schatten
in die schwarze Nacht.
©Nicola Fricke

Frühling

Mama Erde zieht ihre schönsten Kleider an.
In den buntesten Farben erstrahlt sie,
frohlockt, flirtet,
streift sanft deine Haut
mit ihrem Leuchten
und zerzaust dir dein Haar im Vorübergehen.
Diese unermüdliche Schöpferin,
gibt sich unnahbar.
Kühler Eisregen und wütender Donnergrollen,
lassen dich lieber
nur verstohlen beobachten,
wie sie übermütig und ausgelassen
mit dem Wind tanzt,
während Blitze ihre Silhouette beleuchten.
Mama Erde feiert das Leben.
In all seinen Facetten,
von strahlendgelb und himmelblau
bis alphaltgrau und nachtschwarz.
Sie verschwendet und verschenkt sich,
voll und ganz
und erwartet dafür nichts.
Außer deinen Respekt für ihre Liebe und ihr Sein.

©Nicola Fricke 05.05.2021

Meine Tränen

Meine Tränen
wollen dich nicht schuldig sprechen.
Meine Tränen
wollen dich nicht demütigen.
Meine Tränen
wollen dich nicht beschämen.
Meine Tränen
wollen nicht weggewischt werden.
Meine Tränen
sind heilige Geschenke,
das Weihwasser
meiner tiefen Liebe für dich,
aus dem Taufbecken
meines Lebens.

©Nicola Fricke

Gedankengang

Heute gehen meine Gedanken spazieren.
Zunächst laufen sie ein Stück,
durch meinen geliebten Wald
und baden in dem Bachlauf,
der den Weg begleitet.
Zum Trocknen hängen sie sich
in den Wind,
der durch die Baumkronen raschelt
und versuchen
auf einen Vogel zu klettern,
der sie noch weiter in die Lüfte trägt.
Gedankenlos schüttelt
sich das Federvieh
und fast wären sie gestürzt.
Unbeeindruckt gehen sie weiter,
um sich einen neuen Platz zu suchen.
Sie steigen auf bemooste Felsen
und springen in die Laubbecken
die sich in den Senken
zwischen den Bäumen
gefüllt haben.
Dann verweilen sie kurz
auf den Sonneninseln,
die diese hellen Flecken
auf das Grün des Mooses zaubern,
bevor sie wieder zurückkehren,
um ihren Alltag zu verrichten,
in meinem Kopf
ihr Unwesen zu treiben.

©Nicola Fricke

Wenn die Angst
Wie ein Sturm
Durch meinen Körper tobt
Und an den Knochenklippen
Die salzige Gischt
Des ungeweinten Tränenmeers frisst
Droht diese Naturgewalt
Alles hinfort zu reißen
Doch sie wäscht nur
Beständig
Schicht für Schicht
Alte Gewohnheiten
Herunter

©Nicola Fricke

Barfuß im Wald

Wie Kohlensäurebläschen in süßer Limonade,
steigt ein kindliches Glucksen in mir auf,
als meine nackten Füße,
den Waldboden berühren.

Ich tapse vorsichtig,
Schritt für Schritt
Mama Erde kommt mir entgegen
und begrüßt mich freundlich
Ich bin noch unsicher –
habe ich sie doch schon so lange nicht mehr so gespürt und berührt.

Liebe durchströmt mich.
Ich fühle mich so herzlich empfangen
und koste jeden Schritt aus.
Über Rinde und Gräser,
welke Blätter, Mooskissen und kleine Steinchen,
Stöckchen und sumpfige Erde,
die sich zwischen meine Zehen drückt.

Welch ein Glück!
Selige Dankbarkeit umfängt mich:
Hier zu sein.
Mich geborgen und willkommen zu fühlen.
Genau richtig zu sein in dieser Welt.
Die voller Schönheit, Wunder und
absoluter Vollkommenheit ist.

Genauso wie du und ich

©Nicola Fricke